Ein neuer Aufzug und eine neue Fassade

Bürgermeister und Baudezernent Wieland Stötzel (Mitte) feierte im kleinen Kreis die Fertigstellung der Baumaßnahmen an der Adolf-Reichwein-Schule gemeinsam mit den Schulleitern Holger Leinweber (rechts) und Armin Bothur (2.v.l.) sowie Oliver Kutsch vom Fachdienst Hochbau.

Nicht nur die Fassade des Block E ist neu, sondern auch die „Europa-Uhr“, die von Schüler*innen selbst überarbeitet wurde.

Der neue Aufzug ist direkt neben dem Haupteingang der Schule und ermöglicht barrierefreien Zugang zu allen Gebäuden.

BiBaP-Abschluss an der Adolf-Reichwein-Schule

Marburg. Sanierung und Erneuerung – das waren die großen Stichworte, mit denen das Bildungsbauprogramm (BiBaP) der Universitätsstadt Marburg 2017 an der Adolf-Reichwein-Schule (ARS) startete. Gleich zwei Maßnahmen galt es umzusetzen. Diese bringen Barrierefreiheit und reduzieren den Energiebedarf um 80 Prozent. Insgesamt hat das 5,3 Millionen Euro gekostet.

„2017 startete die Umsetzung des Bildungsbauprogramms, mit dem die Stadt insgesamt 30 Millionen Euro in Marburgs Schulen investiert, an der Adolf-Reichwein-Schule", blickte Bürgermeister und Baudezernent Wieland Stötzel auf die Anfänge des BiBaP zurück. Dabei fließen rund 5.300.000 Euro in die beiden Maßnahmen an der ARS: der Anbau eines Aufzugs an Block A und die energetische Sanierung von Block E.

Mit dem Bau des Außenaufzugs am Hauptgebäude von Januar 2019 bis Februar dieses Jahres werde nun die Barrierefreiheit des Schulgebäudes für alle fünf Geschosse gewährleistet, freuen sich Holger Leinweber, Schulleiter der ARS, und Armin Bothur, Schulleiter der Abendschule Marburg. Der Aufzug wurde als sogenannter „Durchlader" konstruiert – also mit zwei gegenüberliegenden Ein- und Ausgängen. Die Traglast beträgt bis 1000 Kilogramm und kann mit einer Kabinengröße von 2,10 Meter auf 1,10 Meter selbst eine Krankentrage befördern. Die Konstruktion wurde modern gestaltet, im Eingangsvorbau zum Beispiel mit Sichtbetonwänden.

Die Baukosten belaufen sich auf rund 550.000 Euro. Das BiBaP beinhaltete für dieses Projekt 380.000 Euro. Die Mehrkosten entstanden durch die angespannte Marktlage der Bauwirtschaft und dem zusätzlichen Aufwand durch die Verlegung von Versorgungsleitungen. Zudem gestalteten sich die Gründung des Bauwerks sowie die Anschlüsse an den Bestand aufwändiger als zuvor angenommen.

Die Fassadensanierung schlägt bei den Gesamtkosten am deutlichsten zu Buche: Im BiBaP waren Mittel in Höhe von 4.750.000 Euro vorgesehen. Die Kosten können wohl weitestgehend gehalten werden, die Endabrechnung steht allerdings noch aus. Für die Sanierung des Block E gibt es einen Zuschuss aus dem Landesprogramm zur Förderung der energetischen Modernisierung kommunaler Nichtwohngebäude. Die maximale Fördersumme beträgt 1.472.000 Euro.

Das fünfgeschossige Gebäude E wurde 1977 gebaut. 2009 und 2010 begann die Sanierung der Fassade an der Ostseite bis hin zum Treppenhaus an der Nord-Ost-Seite. Im Mai 2017 startete der verbliebene große Bauabschnitt als Teil des BiBaP. Die energetische Sanierung stellt zugleich die größte Maßnahme im BiBaP 1 dar. „Solche Investitionen lohnen sich langfristig, denn es profitieren nicht nur die Schülerinnen und Schüler und das gesamte Schulpersonal von der verbesserten Schall- und Wärmeisolierung. Solche Gebäudesanierungen sind notwendig, um den Energieverbrauch zu senken und tragen damit zum Klimaschutz bei", betont Stötzel.

Durch den Einbau von Alu-Fenstern mit Dreifachverglasung und neuen Sonnenschutzanlagen, durch verbesserte Dämmung im Dach und an den Wänden, einer farblich ansprechenden Fassadenverkleidung, neue Heizflächen, Heizungsumwälzpumpen sowie einer neuen und optimierten Lüftungsanlage reduziert sich der Energiebedarf – von 389 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr vor der Modernisierung auf nunmehr 65,5 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr. Das entspricht einer Reduzierung um 80 Prozent. Somit verringert sich auch der Kohlendioxid-Ausstoß entsprechend. Es wird erwartet, dass sich die Energiekosten um mehrere zehntausend Euro jährlich reduzieren. „Diese Einsparungen relativierten auch die Investitionskosten“, so Stötzel.

Schulleiter Leinweber sagte, die Baumaßnahmen hätten durch die schöne Gestaltung zur „Aufwertung des Lebensraums Schule“ beigetragen. Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, hätten zuvor verschiedene Eingänge nutzen müssen. Nun seien alle Gebäude dank des Aufzugs über den Haupteingang erreichbar. Die energetische Sanierung des Block E werde dafür sorgen, dass im Sommer weniger geschwitzt und im Winter weniger gefroren werden. Auch die Lärmabschottung zur Stadtautobahn lobte Leinweber als „nahezu perfekt“. Die neue Lüftungsanlage reduziere außerdem die Aerosol-Belastung, führte der Schulleiter aus.

Oliver Kutsch, Leiter des Fachdienstes Hochbau sagte, dass die Anlage ursprünglich geplant wurde, um Wärmeverluste durch Lüften zu minimieren. Doch gerade in Corona-Zeiten sei sie nun von Vorteil. Die ARS sei von vielen Standorten in der Stadt aus zu sehen – etwa vom Schloss oder Rathaus aus. Daher wurde die Fassade mit farbigen Elementen aufgelockert. Zwei Uhren, deren Indizes an die Sterne der Europaflagge erinnern, haben die Schüler*innen selbst für die Gebäudefassade überarbeitet.

 Hintergrund:

2016 hat die Stadtverordnetenversammlung die Umsetzung des Bildungsbauprogramms von 2017 bis 2021 beschlossen – und damit eine Investition von insgesamt 30 Millionen Euro in Marburgs Schulen für 30 einzelne Baumaßnahmen. Die Prioritätenliste der Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen wurde auf der Grundlage der Schulwünsche in einer Projektgruppe mit Eltern, Schulleitungen, Schüler*innen, Behindertenbeirat, Magistrat und Verwaltung erstellt. Die Umsetzung begann 2017 an der ARS.

(Fotos: Freya S. Altmüller, i. A. d. Stadt Marburg)