„Respekt ist Ergebnis von Bildung"

Im Bild zu sehen: Schulleiter Holger Leinweber (links) und Oberstudienrätin Simke Ried (4. von rechts) mit einer Klasse des ersten Ausbildungsjahres der MalerInnen und LackiererInnen

„Ein wenig Respekt" forderte die vor zwei Jahren verstorbene Soul-Legende Aretha Franklin im Jahr 1967 in ihrem bekannten gleichnamigen Song. Damals wie heute verweist der Begriff auf die gebotene Anerkennung gegenüber Gruppen und Berufen, denen sie nicht oder zumindest nicht in ausreichender Weise entgegengebracht wird – und teils auch das genaue Gegenteil.

 

Für Oberstudienrätin Simke Ried von der Adolf-Reichwein-Schule in
Marburg sind Berichte über Beleidigungen und Angriffe auf Polizisten,
ältere Personen, Menschen mit unterschiedlichen kulturellen
Hintergründen, Anhänger verschiedener Religionen, Menschen mit
Einschränkungen und nicht zuletzt auch auf Frauen Grund genug, das
Thema in den Unterricht zu bringen:  „Respekt als gesellschaftliche
und persönliche Grundhaltung ist Ergebnis eines Bildungsprozesses, an
dem die Schulen mitwirken müssen. Der entscheidende Vorteil im
Unterricht ist: Hier treten die Schülerinnen und Schüler in einen
aktiven Austausch mit anderen und reflektieren dabei ihre eigene
Haltung. Am Ende geht es um eine gelebte Praxis des Respekts und nicht
um Lippenbekenntnisse oder ganz einfach soziale Etikette."

Die „Kampagne Respekt", initiiert vom Präventionsrat der Stadt
Frankfurt am Main und vom Landkreis Marburg-Biedenkopf adaptiert, kam da
gerade recht. Die mobile Ausstellung mit acht Plakaten zeigt die
Silhouetten besonders betroffener Personengruppen und jeweils eine an
den Betrachter gerichtete Frage. „Wenn die Ausstellung auch in Schulen
gezeigt wird und in Lernprozesse integriert ist, wird damit ein
wesentlicher Beitrag für ein besseres Miteinander geleistet", freut
sich der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow über die Initiative aus
der Adolf-Reichwein-Schule. Im Idealfall könnten junge Menschen so für
ein ehrenamtliches Engagement für andere motiviert werden.

„Soziales Lernen ist ein zentraler Schwerpunkt unserer Schulkultur.
Die Entwicklung solcher innovativer Unterrichtskonzepte ist ein
Schlüssel dazu", erläutert Schulleiter Holger Leinweber. Das zeigt
sich auch im Umgang der Schülerinnen und Schüler mit der Kampagne
Respekt im Unterricht: „Nicht wenige Schülerinnen und Schüler
thematisieren die im wahrsten Sinne des Wortes plakative Auswahl von
sozialen Gruppen und benennen weitere, für die sie sich mehr Respekt
wünschen. Das zeigt, dass unser Konzept funktioniert", erklärt
Leinweber mit einem Augenzwinkern. So entstanden im Laufe des
Unterrichts weitere Plakate für Personen mit psychischen Erkrankungen,
für Feuerwehrleute und Rettungskräfte, für Menschen mit
unterschiedlichen Genderidentitäten, für Pflegepersonal, für Menschen
mit geringem Einkommen - und schließlich sogar für die gesamte Natur.

Die Ausstellung kann von Kommunen, Vereinen und gesellschaftlichen
Institutionen beim Landkreis Marburg-Biedenkopf ausgeliehen werden.
Schulen können zusätzlich auch die dazugehörigen
Unterrichtsvorschläge erhalten, die Simke Ried im Rahmen der
Arbeitsgruppe Materialwerkstatt erarbeitet hat und Kolleginnen und
Kollegen gerne zur Verfügung stellt. Die Adolf-Reichwein-Schule ist
daher auch bereit, Material und Erfahrungswerte weiterzugeben.