Lesung „Das Leben und seine Konsequenzen“

Wie alle im Kosmos Schule Kreisenden wissen, gehört der „Gong“ zu diesem Universum dazu, hat aber oftmals nicht die intendierte Konsequenz, was den tatsächlichen Beginn oder das reale Ende der Unterrichtsstunde angeht, denn das „echte“ Leben funkt nur zu oft dazwischen… So war es auch am 03.11.2022, als zwar 18.40 Uhr der Gong ertönte, die für diese Zeit angesetzte Lesung in der „Tag-und Nachteule“ aber noch nicht begonnen werden konnte, da immer noch Interessierte an den wenigen noch freien Plätzen Interesse zeigten, sodass die Veranstaltung schließlich bei nahezu „vollbesetztem Haus“ mit leichter Verspätung gestartet werden konnte.

Die vorgetragenen Texte, die „Das Leben und seine Konsequenzen“ thematisierten, entstanden überwiegend im Rahmen des Projekts „Misch mit – miteinander Vielfalt (er)leben“, welches vom Landkreis Marburg-Biedenkopf initiiert und von den Lehrkräften Lara Rühling und Lutz Herrmann mit Schüler*innen der Adolf-Reichwein-Schule durchgeführt wurde. Die Ausführungen, in der Ich-Perspektive verfasst, stellten vorwiegend individuelle Momentaufnahmen aus dem Leben der Protagonist*innen dar. In zwei der vorgelesenen Texte ging es um die Kindheit der Erzähler (Zarif Tareen und Zaid Ztati) in ihren Herkunftsländern beziehungsweise um die Umstände ihrer Flucht aus diesen. Beide Vorleser machten deutlich, dass sie es wertschätzen, ihre Erfahrungen im Prozess des Aufschreibens und des Vorstellens vor Publikum veröffentlichen und, so hatte man den Eindruck, auch teilweise verarbeiten zu können.  Die interessierten Nachfragen der Zuhörenden zeigten, dass der Austausch im Sinne des beabsichtigten aufmerksamen Miteinanders gelang. Ein weiterer Text (von Jeremy Tautz) thematisierte den Tod als Konsequenz des Lebens anhand einer fiktiven Erzählung, die das Publikum ebenso wie die beiden zuvor genannten Texte emotional erreichte. Die Gedanken der beiden Lehrenden bildeten die Klammer des Abends: Lutz Hermanns machte mit seinen nahezu erkenntnisphilosophischen Überlegungen zu Döner und Klassenfahrt den Anfang und Lara Rühling konnte die Veranstaltung mit ihren Impressionen zwischenmenschlicher Beziehungen abseits einer Unterrichtsstunde gut abrunden. Motiviert von den Vorgänger*innen nahm sich zu guter Letzt auch noch Jakob Schneider ein Herz und las seinen kurzen Text über einen Schulaustausch in Australien vor.

Die Veranstaltung fand ihren angenehmen Ausklang bei netten Gesprächen mit einem Teller Suppe (Danke an „Blé Noir“) und einem Stück leckerem Baklava als Nachtisch (Danke an Frau Tareen, Zarifs Mutter).

 

© Janette Leipert