Expertenbefragung bei den Gestaltungs- und Medientechnikern an der ARS

Verdienen kann man als Gestaltungs- und Medientechniker im Angestelltenverhältnis zumindest als Berufsanfänger relativ wenig. Für viele mit dieser Ausbildung ist das ein Grund, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen.

Um die Unwägbarkeiten zu minimieren und zu testen, ob man selbst die Persönlichkeit dafür besitzt, diesen Schritt zu gehen, gab es deshalb in der Höheren Berufsfachschule am Montag, dem 19.9. eine Expertenbefragung. Erich Schumacher, der selbst als Autor, Verleger, Grafiker, Fotograf und Gestalter selbst und ständig arbeitet, bot den Lernenden seine Expertise an.

Diese hatten einen Fragenkatalog erarbeitet, der dem Experten im Vorfeld zugegangen war. Von diesem Leitfaden ausgehend entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch.

Herr Schumacher stieg ein mit der Information, dass sein Ausbildungsberuf Schriftsetzer ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr im Verlagswesen gebraucht wurde. Auch als Produktionsleiter und Verantwortlicher für Digitalisierung machte er sich überflüssig, so dass seine Selbständigkeit irgendwann fast folgerichtig anstand.

Für die Übergangszeit empfand er es als hilfreich, noch vom ehemaligen Arbeitgeber ein Übergangsgeld gezahlt zu bekommen. Auch in der heutigen Zeit bietet das Kreisjobcenter Möglichkeiten, ein Gründungsdarlehen zu beantragen, Hilfe bei der Erstellung eines Businessplans zu bekommen und sich als Gründer kostenlos beraten zu lassen. Im Marburg selbst existieren Coworking-Spaces, die es Gründern zum Beispiel erlauben, sich Büros zu teilen.

Als Freiberufler, so Schumachers Tipp, ist es notwendig, sich mit Betriebswirtschaft auseinanderzusetzen und solide seine Einnahmen und Ausgaben zu berechnen. Außerdem sollte man Mitglied in der Künstler-Sozialkasse sein. Als kreativ Tätiger muss man so nur die Hälfte zur Kranken- und Rentenversicherung zahlen. Die andere Hälfte übernimmt die Kasse wie bei Angestellten. Von den Auftraggebern holt sie sich das Geld zurück.

Ausführlich stellte Herr Schumacher auf Nachfrage seine Tagesplanung vor. Natürlich wollten die Lernenden auch wissen, ob die Corona-Einschränkungen für ihn existenzgefährdend waren. Immerhin lag die Schülerzeitung zunächst auf Eis, da kein Unterricht stattfand. In dieser Zeit arbeitete der Befragte an seinem Buch „Green Marburg“. Hierin werden besondere Orte in Marburg, im Umland und im Hinterland vorgestellt. Das Buch, was eigentlich zum Weihnachtsgeschäft in Buchhandlungen verkauft werden sollte, konnte wegen deren Schließung allerdings erst im Sommer 21 erscheinen. Das Weihnachtsgeschäft konnte der Autor und Verleger also nicht mitnehmen. 5000 Stück wurden durch Eigenfinanzierung gedruckt. Nach einem Jahr sind die Kosten zu 95% refinanziert.

Der Eigenverlag eines Buches ist mittlerweile ein Trend geworden, dem immer mehr unbekannte Autor*innen folgen. Das setzt allerdings eine gewisse finanzielle Liquidität voraus, die gerade bei Neulingen nicht immer gegeben ist. Auch die Werbung und das Vermarkten eines Buches haben sich gewandelt. Kontakte sind nach wie vor wichtig, digitale Medien gewinnen aber einen immer höheren Stellenwert.

Die Assistent*innen der höheren Berufsfachschule waren begeistert von sehr persönlichen und dennoch fachlich versierten Einblick, der ihnen geboten wurde. Die anderthalb Stunden vergingen wie im Flug, weshalb eine Fortsetzung des Gesprächs geplant ist.